Mit großen Schritten gehe ich immer weiter auf die 29 zu. Und ich kann durchaus mit gutem Gewissen von mir behaupten, dass Manga und Anime etwas sind, dass ich es aus meiner Kindheit und Jugendzeit, auch weit über meine Dreißiger, mit ins Erwachsenenleben nehmen werde. Da kommt es nicht selten vor, dass so Sätze wie: „Da bist du doch zu alt für“, „Das ist doch für Kinder“ oder „Werd mal erwachsen“, fallen.
Meine Lieblingsantwort geht dann immer so in die Richtung: „Na klar, Manga und Anime sind für Kinder. Mit den ganzen freizügigen Klamotten, den abgetrennten Körperteilen und dem ganzen Blut.“ – Um es mal auf die drastischen Ausgaben zu beschränken.
Natürlich kennt der Großteil von uns, und damit meine ich auch diejenigen, die sich kaum bis gar nicht mit dem Thema auseinandersetzen, das berühmt berüchtigte RTL II-Nachmittagsprogramm der 90er und 2000er. Sailor Moon, Digimon und Pokémon sind Begriffe, die selbst meine Großeltern kennen. Wenn man also wahlweise diese Titel als Fokus wählt und dann noch feststellt, dass Serien wie Heidi ursprünglich auch als Anime gelten, dann sind die Serien, augenscheinlich, schon eher für das jüngere Klientel bestimmt.
Dennoch gehören diese Serien tatsächlich eher zur Minderheit. Denn neben den kinderverträglichen Titeln (sowohl als Manga, als auch als Anime) besteht doch ein recht großer Teil des verfügbaren Materials aus Manga und Anime, die irgendwelche, ich nenne sie mal „Erwachsenen-oder-Jugend-Thematiken“ aufgreifen. Nennen wir hier nur mal Titel wie Death Note, Neon Genesis Evangelion, Fullmetall Alchemist oder Dragon Ball Z. Alles Beispiele, die ich meinem Kind eher nicht zumuten würde, zumal es die Zusammenhänge wahrscheinlich nicht mal verstehen würde. Dennoch gelten diese Anime als wahre Klassiker in ihrem Genre.
Wieso also nicht auch noch im Erwachsenenalter von ein paar süßen Romanzen, wilden Hetzjagten oder lustiger Komödien berieseln lassen? Das Spektrum der verfügbaren Serien, Genre und Subgenre ist so groß, dass es gefühlt nichts gibt, das es nicht gibt.
Deshalb stelle ich euch heute 6 Gründe vor, warum mich Manga und Anime so sehr faszinieren und wieso ich sie gar nicht mehr aus meinem Alltag wegdenken will.
An dieser Stelle sei noch mal darauf hingewiesen, dass es sich hier um meine persönliche Meinung und Einschätzung handelt. Selbstverständlich freue ich mich über jede Anteilnahme der Diskussion durch Kommentare oder E-Mails. Lasst mich gerne wissen, ob ihr Berührungspunkte mit diesem Thema habt oder hattet und wie ihr dazu steht. Ich freue mich von euch zu hören.
1. Einzigartige Charaktere
Wir kennen es auch aus TV-Serien wie Vikings oder The Walking Dead, es gibt immer ein oder zwei Charakter in der Serie, die eine so ausschlaggebende charakterliche Entwicklung durchleben, dass es schlussendlich einen relevanten Einfluss auf die Story hat. Dabei handelt es sich nicht mal immer um Hauptcharaktere.
Da gibt es Wandlungen vom Schulschläger zum frommen Lamm oder auch vom Mauerblümchen zum absoluten Bad-Ass. Was alle gemein haben ist, dass sie uns als Zuschauer faszinieren und wir jedes Mal mitfiebern. Solche Charaktere zu schreiben ist zum einen nicht einfach und zum anderen auch für den Zuschauer schwer zu durchschauen, was Cliffhänger wirklich zu einem Unding machen kann.
Sehenswerte Beispiele: Naruto | Attack on Titan | Tokyo Ghoul | SAO-Alicization uvm.
2. Wundervolle Settings
Es ist kein Geheimnis, dass insbesondere Studio Ghibli in seinem Jargon zu den Choryphäen gehört. Wundervoll anzusehende und bis ins Detail ausgefeilte Welten, tolle Animationen und ausdrucksstarke Zeichnungen. Nicht umsonst wurden Werke wie Mein Nachbar Totoro, Prinzessin Mononoke oder Chihiros Reise ins Zauberland hoch gelobt und gefeiert.
Aber auch aktuelle Werke wie zum Beispiel Your Name oder Weathering With You von Makoto Shinkai gehören hier definitiv erwähnt. Beide Werke wurden mehrfach für Auszeichnungen und Awards nominiert und gehören zweifelsohne zu den sehenswertesten und stimmungsvollsten japanischen Zeichentrickfilmen aller Zeiten.
Sehenswerte Beispiele: Prinzessin Mononoke | Made in Abyss | Your Name | Das wandelnde Schloss | Stimme des Herzens – Whisper of the Heart uvm.
3. Sie lehren uns für’s Leben
Vor etwa zehn Jahren gab es bei mir einen Punkt im Leben, an dem mir mein Hobby fast ausschließlich dazu diente, aus der Realität zu flüchten. Bücher, Manga und Anime spielten eine große Rolle, nicht nur weil meine Freunde sich viel damit beschäftigten oder es grade einen Szene-Hype gab, sondern weil es einige Serien und Charaktere gab, mit denen ich mich durchaus identifizieren konnte. Das ist heute noch immer so, doch mittlerweile sehe ich es eher Motivation, etwas in eigenen Leben zu verbessern oder Dinge zu lernen, mit denen man sich normalerweise nicht so explizit auseinandersetzt. Seien es nun interkulturelle oder historische Zusammenhänge. Es gibt einige Anime, die ziemlich ernste Themen aufgreifen. Während in Prinzessin Mononoke (übrigens ein sehr sehenswerter Klassiker) auf die Zerstörung der Natur durch den Menschen eingegangen wird, gibt es auch Anime, die sich mit gesellschaftlichen Konventionen beschäftigen. Andererseits gibt’s da dann auch noch Serien wie z. B. Cells at Work, die dann eher an eine japanische Variante von Es war einmal das Leben erinnert.
Sehenswerte Beispiele: Cells at Work | Prinzessin Mononoke | Shield Hero | Yona – Prinzessin der Morgendämmerung | Guilty Crown uvm.
4. Musikalische Meisterwerke
Musik ist ja etwas, dass uns Menschen im Allgemeinen sehr stark prägt. Seien es nun die Lieblingssong, verhasste Titel aus dem Radio oder in meinem Fall der Hang zu japanischer und koreanischer Popmusik. In Mischung mit den Titeln aus meiner Metal-Playlist und meiner Vorliebe für’s Wacken Open Air werde ich da schon des öfteren schräg angeschaut.
Betrachten wir aber mal den Zusammenhang zwischen Serien/Filmen und den dazu gewählten Musiktiteln. Die Musik ist es, die Atmosphäre schafft, ganz egal, was uns der Bildschirm zeigt. Die Emotion und Atmosphäre kommt erst dann richtig beim Zuschauer an, wenn auch der Soundtrack passt. Da spielt es dann wirklich keine Rolle ob rockig, klassik oder total ausgefallen.
Was das Thema Musik in Anime-Openings betrifft, habe ich vor einiger Zeit schon einmal einen Beitrag verfasst. Den könnt ihr euch hier ansehen.
Nehmen wir hier doch Mal die Titelmelodie zu Game of Thrones als Beispiel. Ob man diese Serie nun mag oder nicht mag, diesen Musiktitel kennt einfach jeder und er wird im Normalfall als sehr passend empfunden. Und genauso steht es auch bei Anime Serien und Filmen. Es gibt eine unglaubliche Vielzahl an gut untermalten Serien und Filmen von denen die meisten Titel sogar auf Spotify und somit auch in der ein oder anderen Customised-Playlist zur Verfügung stehen. Man bekommt unglaubliche Einblicke in völlig neue Musikstile, wenn man sich darauf einlässt.
Ich hab euch hier mal zwei Youtube-Playlists zum reinhören verlinkt.
Sehenswerte Beispiele: Chihiros Reise ins Zauberland | Your Name | Weathering With You | Final Fantasy VII
5. Sie inspirieren uns
Hier könnte ich jetzt im Prinzip alle Anime runterbeten, die ich schon mal gesehen habe. Um das etwas kürzerzufassen, beschränke ich mich auf das Wesentliche, nämlich darauf, dass uns Anime neue Wege und Denkweisen aufzeigen können. Ich behaupte jetzt einfach mal, dass es sicher keinen Menschen gibt, der nicht schon vor einer Entscheidung stand und an sich selbst gezweifelt hat. Im schlimmsten Fall, weil er sich von anderen bewusst oder unbewusst beeinflussen lassen hat.
Auch ich kenne das und es kam in der Vergangenheit nicht selten vor, dass ich in meine bunte Welt flüchtete um mich dort wieder aufbauen zu lassen. Den etwas, dass uns viele Storylines mit auf den Weg geben ist: Gib niemals auf. Eine Lektion die jeder selbst lernen muss, auch wenn’s unangenehm und nicht immer leicht ist. Was mir hier als aller Erstes einfällt, ist der Anime Prince of Stride, den kann ich euch nur wärmstens ans Herz legen. Ein aktueller Titel wäre hier aber auch My Hero Academia.
Sehenswerte Beispiele: Your Lie in April | Free! Iwatobi Swim Club |Dragon Ball-Reihe | My Hero Academia
6. Sie entführen und verzaubern uns
Egal ob durch den Zeichenstil oder die Erzähltechnik, Anime kennt keine Grenzen in der Vorstellung. Früher gab es Filme wie Prinzessin Fantaghiro oder die Unendliche Geschichte, die mich unglaublich fasziniert und mitgerissen habe. Besonders mag ich heute farbenfrohe Welten mit einer tiefgründigen Geschichte oder einer Romanze bei der man weinen, lachen und auch mal „Was tust du da“ schreien kann.
Sie reißen uns mit und lassen uns in Welten eindringen, die man sich im heutigen Alltagsleben kaum vorstellen kann. Ich vergleiche das gerne mit dem Phänomen das auftritt, wenn man ein gutes Buch liest und nicht mal mehr mitbekommt, was so neben einem passiert.
Sehenswerte Beispiele: Sword Art Online |No Game No Life | Die Braut des Magiers | Die rothaarige Schneeprinzessin uvm.
Es ist einfach für jeden was dabei
Es ist tatsächlich von ultra-komisch bis super-ernst alles dabei. Ob für Kinder oder Erwachsene. Von Romanzen über historische Geschichten. Von richtig schlecht bis kulturell wertvoll. Hier nur ein paar Beispiele für Genre, die regelmäßig in Neuerscheinungen vertreten sind.
Für all diejenigen, die sich selten bis gar nicht mit diesem Thema auseinandersetzen: Es kommt nicht selten vor, dass ein Titel ein Über-Genre hat und trotzdem noch 2-3 weiteren zugeordnet wird.
- Action
- Comedy
- Adventure/Issekai
- (Dark) Magical Girl
- Gender-Bender
- Fighting-Shonen
- Drama
- Slice-of-Life
- Romance
- Phantasie
- Yuri/Yaoi
- Harem
- History
- Krimi
- Thriller/Horror
- Ecchi
- uvm.
Interessiert ihr euch für Anime? Gehören Sie zu eurem Alltag oder beschäftigt ihr euch nur ab und zu mal damit? Was fasziniert euch besonders daran oder ist es absolutes Neuland für euch?
Vielleicht habt ihr ja auch einen Anime, eine Serie oder ein Buch, dass euch in einer schwierigen Situation unterstützt, motiviert und/oder inspiriert hat. – Lasst es mich wissen.
